Heute ein kleines Gedicht (weil ich so lachen musste): Die Weihnachtsgans
Ein Gänserich sprach: „ich bin so schlau!“ Zu einer Gänsin, seiner Frau. „Ich hab‘ den Bauern grad belauscht, als der mit Gattin Worte tauscht.
Ich hab‘s ja lange schon geahnt- jetzt weiß ich, was er wirklich plant: ein großes Fest in Monatsfrist, das gänzlich uns gewidmet ist.
Denn höre, Gänschen, was ich sag: es naht der Gänse- Ehrentag, den scheinbar jeder Mensch schon kennt und der sich einfach Weihnacht nennt.
Und grad‘ wir zwei sind auserwählt, so hat der Bauer es erzählt, und werden dann ganz schick und fein der Mittelpunkt des Festes sein!
Auch wird das ganze Haus geschmückt, die Bäuerin schaut auch schon entrückt und sagt, sie hätt‘, damit es schmeckt, sich noch ein Kochbuch zugelegt.
Mein Gänslein, ich bin stolz und froh, denn es ist schließlich selten so, dass man als kleines Tier ganz feist einmal in höchsten Kreisen speist!
Es findet unsere Arbeit Fron nun doch noch Wertschätzung und Lohn. Wir werden bald im Leuchterschein ein Teil der Tafelrunde sein.
Allein, die Gans recht zweifeln spricht: „ein Fest für uns, das glaube ich nicht. Weil überall geschrieben steht, dass man das Fest mit uns begeht...“
„Ach Frau, dass uns der Bauer liebt, ist klar - weil er uns Futter gibt. Und schau, da kommt der Gute schon. Jetzt gibt es den verdienten Lohn!“
„Auf geht‘s zu Tisch!“, dachte er, was zwar im Grunde auch ganz richtig war. Doch führt‘ der Weg dorthin zuvor durchs Schlachthaus und durchs Ofenrohr.
Der Gänserich erlebt vom Fest das Ende nur als Knochenrest. Wobei er aber doch ganz klar der Mittelpunkt der Tafel war.
Und die Moral von der Geschicht? Der Mensch vergesse bitte nicht, dass, wenn das Weihnachtslied erklingt, meist jemand dafür Opfer bringt.
Als Gans begreife man zuletzt, dass man sich selbst gern überschätzt. Und dass der Zustand fett und satt oft üble Konsequenzen hat.
Auch gilt, dass wer dich speist und pflegt, mitunter böse Pläne hegt. Jedoch ist diese Diskussion nach dem Verzehr jetzt müßig schon.
Georg Eggers
|